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auf dem weg

1

es war als bekäme ich einen liebesbrief von einer blume

die augen geschlossen. für immer. dich finden —

da ist ein leben
könnte ich es haben. ich wählte es. von anbeginn

2

lange nächte kurze jahre
stille

wenn der morgen kommt
und schmerz —

ist niemand ein fremder. die ganze welt ist dein zuhause

3

tage an denen der mandelbaum nicht blüht und die ameise sich selbst in den bau schleppt.

doch, wenn Du selbst aus dem nichts eine sonne erschaffen kannst. so kannst Du auch mich aufrichten

4

wasserland
akazienblühender regen

noch schlafen die bienen
im herzen des gartens

goldene umarmungen
im summenden wind

sobald sie die sonne
berührt —

und um mich kreist ein wort
das lang verloren war

leben

© Rea Revekka Poulharidou

ultraviolett

am ende dieser zeile öffne ich die tür. um auf dich zu warten.
erinnere dich an das, was du vergessen wolltest.
vergiss woran du dich erinnern wolltest.

warum denken wir, gedichte würden uns retten?
die ganze welt ist letztlich was sie ist.
gedichte sind nur mittel. sie uns vorzustellen.

bienen sehen ultraviolettes licht. sehen das, was für uns im unsichtbaren bleibt
unsere dunklen ecken leuchten wir mit flackernden wörtern aus.
folgen ihnen nach. wo immer sie uns hinführen.

mancher erkennt das verborgene. verleiht ihm unsichtbare flügel
zeigt, was verborgen ist. und wird anderen
zum fremden

© Rea Revekka Poulharidou

muschel

eine muschel
ist eine muschel

& ein stern
ist ein stern

doch wenn mir die muschel
aus den händen gleitet

in den sand fällt
& ich sie aufhebe

sie zwischen den fingern
hin- und herwende

ist ein stern
ein stern

& die muschel
ist hier bei mir

& ich liebe sie

© Rea Revekka Poulharidou

den ganzen tag

den ganzen tag
flüsterte der himmel
dem meer zu

doch
nichts
bewegte sich

in den gassen
sperrten fensterläden
die sonne aus

zwischen den lamellen
schoben sich kinder
nachrichten durch

tintenblaues papier
segelte herab

in der ganzen stadt
hielt die liebe aussschau
nach uns

überall
folgte sie uns
nach

den ganzen tag
schrieb ihr finger
auf meinem bauch

stieg
mein feuchtes
rückgrad hinauf

ich nahm
den blick
von ihr

die stadt erwachte
katzen reckten sich
standen auf

fensterläden
öffneten sich
nach & nach

dieselbe einsamkeit
die uns verschließt
öffnet uns wieder

© Rea Revekka Poulharidou

seenacht

unzählige male
tauchten unsere körper
in diesen see

flüssige fossile
aus licht

wir gossen uns in die strömung
kletterten auf die sandbank
schwer & menschlich

der see – ein märchen
nachts gehen wir hin
es zu hören

sterne
silberteppich
wir legen ab
was wir sind

gleiten
über
den himmel

© Rea Revekka Poulharidou