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erste augustwoche

erste augustwoche – am höchsten punkt des sommers – mitten im pulsierenden jahr – wie die oberste kabine eines riesenrads, wenn es mitten in seiner aufwärtsdrehung hält.
die vergangenen wochen – ein aufstieg vom milden frühling. jene, die folgen, führen hinab zur milde & ruhe des herbstes.
doch die erste augustwoche ist ein abrupter halt. merkwürdig still ist sie, mit weißen morgendämmerungen, blendenden nachmittagen & sonnenuntergängen mit einem unermesslichem viel an farbe

© Rea Revekka Poulharidou

muschel

eine muschel
ist eine muschel

& ein stern
ist ein stern

doch wenn mir die muschel
aus den händen gleitet

in den sand fällt
& ich sie aufhebe

sie zwischen den fingern
hin- und herwende

ist ein stern
ein stern

& die muschel
ist hier bei mir

& ich liebe sie

© Rea Revekka Poulharidou

den ganzen tag

den ganzen tag
flüsterte der himmel
dem meer zu

doch
nichts
bewegte sich

in den gassen
sperrten fensterläden
die sonne aus

zwischen den lamellen
schoben sich kinder
nachrichten durch

tintenblaues papier
segelte herab

in der ganzen stadt
hielt die liebe aussschau
nach uns

überall
folgte sie uns
nach

den ganzen tag
schrieb ihr finger
auf meinem bauch

stieg
mein feuchtes
rückgrad hinauf

ich nahm
den blick
von ihr

die stadt erwachte
katzen reckten sich
standen auf

fensterläden
öffneten sich
nach & nach

dieselbe einsamkeit
die uns verschließt
öffnet uns wieder

© Rea Revekka Poulharidou

seenacht

unzählige male
tauchten unsere körper
in diesen see

flüssige fossile
aus licht

wir gossen uns in die strömung
kletterten auf die sandbank
schwer & menschlich

der see – ein märchen
nachts gehen wir hin
es zu hören

sterne
silberteppich
wir legen ab
was wir sind

gleiten
über
den himmel

© Rea Revekka Poulharidou