heute nacht sind die gärten begierig
heben den mond an die lippen
die sterne
reines nektar
jeder mondstrahl
licht aus honig
heute nacht sind die gärten begierig
heben den mond an die lippen
die sterne
reines nektar
jeder mondstrahl
licht aus honig
berge nähern sich
über dem see
stille von vogel
zu vogel
dein atem
auf dem höchsten
berg
öffnet türen
zu endlosem
licht
hast du heute die zeitung gelesen?
studien haben bewiesen
dass jeder irgendeinmal stirbt
an irgend etwas
hochtechnisierte redegewandte stifte
bescheinigen den himmel
als verloren
der sommer glüht
innig beisammen liegende wolken
zeichnen sich ins blau
erschreckende unfassbare
schönheit
ich gehe ans fenster.
ziehe die vorhänge auf.
mir gegenüber herrscht. dunkelheit.
und ich. die nur nach draußen sehen wollte.
werde weiterhin nach innen.
sehen
im herzen der blume
filigran tastende fühler
versunken im goldenen tempel
mit seinen zahllosen räumen
frag die amsel. ihren
unermüdlichen gesang
sprich mit den muscheln
am ufer des meers
beobachte luftblasen. wie sie
an die oberfläche steigen
frag die bienen
bevor sie ausschwärmen
& den mond. wenn er deine
haut streichelt
wenn du mich suchst
leg dich auf die erde
dein ohr auf ihr
hör
was niemand hört
an tagen wie heute
rede ich nur im jetzt
das morgen und gestern
was ist das schon
nicht mehr als ein nebel
ungreifbares im auge der zeit
alles bist du mir
regen & duft nach meer und moos
blühender mandelbaum
amseln bienen blumen
dem blau
die sonne
mein himmel
mein licht
1
es war als bekäme ich einen liebesbrief von einer blume
die augen geschlossen. für immer. dich finden —
da ist ein leben
könnte ich es haben. ich wählte es. von anbeginn
2
lange nächte kurze jahre
stille
wenn der morgen kommt
und schmerz —
ist niemand ein fremder. die ganze welt ist dein zuhause
3
tage an denen der mandelbaum nicht blüht und die ameise sich selbst in den bau schleppt.
doch, wenn Du selbst aus dem nichts eine sonne erschaffen kannst. so kannst Du auch mich aufrichten
4
wasserland
akazienblühender regen
noch schlafen die bienen
im herzen des gartens
goldene umarmungen
im summenden wind
sobald sie die sonne
berührt —
und um mich kreist ein wort
das lang verloren war
leben
ich wollte sehen. woher alles schöne auf der welt
kommt. wenn du nicht bei mir bist
schleppte mein herz über wiesen und felder
füllte meine taschen mit blüten und blätter. und
bemerkte plötzlich. wie ich dich im glanz
eines jeden lebenden entdeckte
jasmin vogel biene fisch
du – wunder meines frühlings
meine liebe
mein friede
glück
am ende dieser zeile öffne ich die tür. um auf dich zu warten.
erinnere dich an das, was du vergessen wolltest.
vergiss woran du dich erinnern wolltest.
warum denken wir, gedichte würden uns retten?
die ganze welt ist letztlich was sie ist.
gedichte sind nur mittel. sie uns vorzustellen.
bienen sehen ultraviolettes licht. sehen das, was für uns im unsichtbaren bleibt
unsere dunklen ecken leuchten wir mit flackernden wörtern aus.
folgen ihnen nach. wo immer sie uns hinführen.
mancher erkennt das verborgene. verleiht ihm unsichtbare flügel
zeigt, was verborgen ist. und wird anderen
zum fremden