im herzen der blume
filigran tastende fühler
versunken im goldenen tempel
mit seinen zahllosen räumen
auf dem weg
1
es war als bekäme ich einen liebesbrief von einer blume
die augen geschlossen. für immer. dich finden —
da ist ein leben
könnte ich es haben. ich wählte es. von anbeginn
2
lange nächte kurze jahre
stille
wenn der morgen kommt
und schmerz —
ist niemand ein fremder. die ganze welt ist dein zuhause
3
tage an denen der mandelbaum nicht blüht und die ameise sich selbst in den bau schleppt.
doch, wenn Du selbst aus dem nichts eine sonne erschaffen kannst. so kannst Du auch mich aufrichten
4
wasserland
akazienblühender regen
noch schlafen die bienen
im herzen des gartens
goldene umarmungen
im summenden wind
sobald sie die sonne
berührt —
und um mich kreist ein wort
das lang verloren war
leben
ultraviolett
am ende dieser zeile öffne ich die tür. um auf dich zu warten.
erinnere dich an das, was du vergessen wolltest.
vergiss woran du dich erinnern wolltest.
warum denken wir, gedichte würden uns retten?
die ganze welt ist letztlich was sie ist.
gedichte sind nur mittel. sie uns vorzustellen.
bienen sehen ultraviolettes licht. sehen das, was für uns im unsichtbaren bleibt
unsere dunklen ecken leuchten wir mit flackernden wörtern aus.
folgen ihnen nach. wo immer sie uns hinführen.
mancher erkennt das verborgene. verleiht ihm unsichtbare flügel
zeigt, was verborgen ist. und wird anderen
zum fremden
mikrokosmos
ein grashalm
führ ihn nah
an dein
auge
enthüllung
offenbarung
klar & hell
jeden tag
wird licht
gesät
jeden tag
wächst leben
mehr & mehr
geben & vergeben
echo des namenlosen
tage fließen
tage fließen
ineinander
münden
in einen lautlosen strom
der raum lichtdurchtränkt
die luft ruhig
warmes leben
schwerelose gedanken
drehen
tiefere kreise
berühren
vereinen sich
blühen auf
in stille
muschel
eine muschel
ist eine muschel
& ein stern
ist ein stern
doch wenn mir die muschel
aus den händen gleitet
in den sand fällt
& ich sie aufhebe
sie zwischen den fingern
hin- und herwende
ist ein stern
ein stern
& die muschel
ist hier bei mir
& ich liebe sie
es gibt tage
an denen ich mich
wie ein echo fühle –
einem echo von jemanden
der ich einst war
© Rea Revekka Poulharidou
ich erinnere mich
wie wir uns hier
zum ersten mal begegneten
& ich werde den augenblick immer lieben
als der see nicht nur dein gesicht widerspiegelte
sondern selbst zu deinem gesicht wurde
© Rea Revekka Poulharidou
den ganzen tag
den ganzen tag
flüsterte der himmel
dem meer zu
doch
nichts
bewegte sich
in den gassen
sperrten fensterläden
die sonne aus
zwischen den lamellen
schoben sich kinder
nachrichten durch
tintenblaues papier
segelte herab
in der ganzen stadt
hielt die liebe aussschau
nach uns
überall
folgte sie uns
nach
den ganzen tag
schrieb ihr finger
auf meinem bauch
stieg
mein feuchtes
rückgrad hinauf
ich nahm
den blick
von ihr
die stadt erwachte
katzen reckten sich
standen auf
fensterläden
öffneten sich
nach & nach
dieselbe einsamkeit
die uns verschließt
öffnet uns wieder
© Rea Revekka Poulharidou
seenacht
unzählige male
tauchten unsere körper
in diesen see
flüssige fossile
aus licht
wir gossen uns in die strömung
kletterten auf die sandbank
schwer & menschlich
der see – ein märchen
nachts gehen wir hin
es zu hören
sterne
silberteppich
wir legen ab
was wir sind
gleiten
über
den himmel
© Rea Revekka Poulharidou