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wenn du mich suchst

frag die amsel. ihren
unermüdlichen gesang

sprich mit den muscheln
am ufer des meers

beobachte luftblasen. wie sie
an die oberfläche steigen

frag die bienen
bevor sie ausschwärmen

& den mond. wenn er deine
haut streichelt

wenn du mich suchst

leg dich auf die erde
dein ohr auf ihr

hör
was niemand hört

© Rea Revekka Poulharidou

hier und jetzt

an tagen wie heute
rede ich nur im jetzt

das morgen und gestern
was ist das schon

nicht mehr als ein nebel
ungreifbares im auge der zeit

alles bist du mir
regen & duft nach meer und moos

blühender mandelbaum
amseln bienen blumen

dem blau
die sonne

mein himmel
mein licht

© Rea Revekka Poulharidou

auf dem weg

1

es war als bekäme ich einen liebesbrief von einer blume

die augen geschlossen. für immer. dich finden —

da ist ein leben
könnte ich es haben. ich wählte es. von anbeginn

2

lange nächte kurze jahre
stille

wenn der morgen kommt
und schmerz —

ist niemand ein fremder. die ganze welt ist dein zuhause

3

tage an denen der mandelbaum nicht blüht und die ameise sich selbst in den bau schleppt.

doch, wenn Du selbst aus dem nichts eine sonne erschaffen kannst. so kannst Du auch mich aufrichten

4

wasserland
akazienblühender regen

noch schlafen die bienen
im herzen des gartens

goldene umarmungen
im summenden wind

sobald sie die sonne
berührt —

und um mich kreist ein wort
das lang verloren war

leben

© Rea Revekka Poulharidou

wunder meines frühlings

ich wollte sehen. woher alles schöne auf der welt
kommt. wenn du nicht bei mir bist

schleppte mein herz über wiesen und felder
füllte meine taschen mit blüten und blätter. und

bemerkte plötzlich. wie ich dich im glanz
eines jeden lebenden entdeckte

jasmin vogel biene fisch
du – wunder meines frühlings

meine liebe
mein friede

glück

© Rea Revekka Poulharidou

ultraviolett

am ende dieser zeile öffne ich die tür. um auf dich zu warten.
erinnere dich an das, was du vergessen wolltest.
vergiss woran du dich erinnern wolltest.

warum denken wir, gedichte würden uns retten?
die ganze welt ist letztlich was sie ist.
gedichte sind nur mittel. sie uns vorzustellen.

bienen sehen ultraviolettes licht. sehen das, was für uns im unsichtbaren bleibt
unsere dunklen ecken leuchten wir mit flackernden wörtern aus.
folgen ihnen nach. wo immer sie uns hinführen.

mancher erkennt das verborgene. verleiht ihm unsichtbare flügel
zeigt, was verborgen ist. und wird anderen
zum fremden

© Rea Revekka Poulharidou

deine augen

by Rea Revekka Poulharidou

du sitzt mir
gegenüber

dein lächeln
kess & frech

deine augen
inwendig geflutet

mit außergewöhnlichem
licht

das leuchten in dir – mehr
als je aus dir fließen könnte

seine quelle tief in dir
weiter & strahlender

als alle sonnen &
sterne

licht
jenseits seiner selbst

© Rea Revekka Poulharidou

muschel

eine muschel
ist eine muschel

& ein stern
ist ein stern

doch wenn mir die muschel
aus den händen gleitet

in den sand fällt
& ich sie aufhebe

sie zwischen den fingern
hin- und herwende

ist ein stern
ein stern

& die muschel
ist hier bei mir

& ich liebe sie

© Rea Revekka Poulharidou